Evolution von Virulenzmerkmalen beim Maisbeulenbrand

4. Dezember 2018

Brandpilze sind Krankheitserreger, die hauptsächlich Gräser, einschließlich wirtschaftlich wichtiger Getreide wie Mais, befallen. Die meisten Branderreger verursachen Krankheitssymptome nur in den Blüten ihrer Wirtspflanzen. Eine Ausnahme stellt Ustilago maydis dar, ein Pilz, der die Maispflanze dazu bringt, in allen oberirdischen Organen Tumore zu bilden und Anthocyan zu akkumulieren. Die Anthocyanbildung erlaubt dem Pilz, sich im infizierten Gewebe effizient auszubreiten. Unklar ist, wie U. maydis einen so einzigartigen pathogenen Lebensstil erworben hat.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg haben jetzt gezeigt, dass ein ausgeschiedenes Effektorprotein von U. maydis eine neuartige Funktion bekommen hat. Ihre Ergebnisse liefern interessante Einblicke in die Evolution von pathogenen Effektoren.

U. maydis sekretiert mehrere hundert Effektorproteine, die die Abwehrreaktionen von Pflanzen unterdrücken und den Pflanzenmetabolismus so modulieren, dass der Pilz profitiert. Der Tin2-Effektor von U. maydis induziert durch die Stabilisierung der Mais-Proteinkinase ZmTTK1 die Akkumulation von Anthocyan in Mais. S. reilianum kodiert für ein mit Tin2 verwandtes Protein, ist jedoch nicht in der Lage, die Anthocyanbiosynthese auszulösen (Abbildung 1). Tanaka et al. zeigten nun, dass Tin2 von S. reilianum als Target ZmTTK2 und ZmTTK3, zwei mit ZmTTK1 verwandte Kinasen, hat. Durch die Interaktionen wird die Kinaseaktivität beider Kinasen inhibiert, was zu einem gesteigerten Pilzwachstum führt. Tanaka et al. haben auch ein Ur-Gen von Tin2 rekonstruiert und gezeigt, dass seine Funktion eher der von Tin2 aus S. reilianum als der von Tin2 von U. maydis ähnelt. Dies zeigt deutlich, dass Tin2 von U. maydis während der Evolution eine spezialisierte Funktion erlangt hat. Tanaka et al. vermuten, dass die Neofunktionalisierung des Tin2 Effektorproteins von U. maydis eine evolutionäre Schlüsselfunktion hat, die zur Entwicklung der besonderen durch U. maydis verursachten Krankheitssymptome beigetragen hat.

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