Endspurt im iGEM-Wettbewerb 2019
iGEM-Team besucht das Marburger Rathaus
Am 17.07. folgte das Marburger iGEM-Team einer Einladung von Oberbürgermeister Thomas Spies. Die jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler sprachen dort mit Thomas Spies sowie dem Ersten Kreisbeigeordneten Marian Zachow und dem Referenten für Wirtschaftsfürderung des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Frank Hüttemann. Sie stellten ihr aktuelles Projekt für den internationalen Studentenwettbewerb iGEM vor und sprachen darüber, wie eine zukünftige Förderung des Projektes nachhaltig realisiert werden kann.
Das Kürzel iGEM steht für International Genetically Engineered Machine. Die iGEM-Stiftung ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die sich dem Fortschritt auf dem Feld der Synthetischen Biologie widmet und sich für eine offene und gemeinschaftliche Arbeit einsetzt. Was 2003 am MIT in Boston begann, ist mit mehr als 6.000 Teilnehmern aus über 40 Ländern zu einem Aushängeschild des Fachgebiets Synthetische Biologie geworden. Die Idee hinter der Synthetischen Biologie ist es, lebende Zellen im Labor mit neuen Funktionen auszurüsten und nutzbare biologische Systeme zu schaffen. Der iGEM-Wettbewerb kürt jedes Jahr das beste „biologische Design“ und motiviert jährlich viele Tausend junge Nachwuchsforscher weltweit zu beachtlichen Leistungen. Am Ende jeden Jahres geht es dann zur Abschlussveranstaltung „Giant Jamboree“ nach Boston.
Seit 2012 nimmt jährlich auch ein Marburger Team aus Master- oder Bachelorstudenten der verschiedensten naturwissenschaftlichen Disziplinen daran teil – und das mit großem Erfolg, der 2018 in einem Gesamtsieg des Marburger Teams gipfelte. Die Teilnehmer des Teams 2019 sind Studenten der Universität Marburg, der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie der Technischen Hochschule Mittelhessen. Einige von Ihnen sind mittlerweile am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie beschäftigt und werden dort ihren Bachelor bzw. Masterabschluss machen. Auch vier ehemalige iGEM-Teammitglieder waren ins Rathaus gekommen, um ihre Nachfolger zu unterstützen.
Auch dieses Jahr haben sich die Marburger hohe Ziele gesteckt. Ausgehend von dem sich am schnellsten teilenden phototrophen (Fotosynthese treibenden) Organismus wollen sie ein „Chassis“, eine schnelle phototrophe Protozelle, entwickeln. Diese ließe sich künftig je nach Einsatzgebiet molekulargenetisch modifizieren, um Substanzen im Labor herzustellen, beispielsweise Bio-Treibstoff. Die Wahl fiel auf „Synechococcus elongatus UTEX 2973“, einen Cyanobakterium-Stamm, der durch seine verhältnismässig hohe Verdopplungsrate besticht. Im Gegensatz zu herkömmlichen, heterotrophen Modellsystemen wie E. coli oder Saccharomyces cerevisiae kann dieser Organismus CO2 aus der Atmosphäre nutzen, um daraus wirtschaftlich interessante chemische Stoffe zu synthetisieren.
Bevor Synechococcus als Modell zum Einsatz kommen kann, muss noch mancher Stein aus dem Weg geräumt werden. Dabei hilft auch der vom 2018er Team errungene Preis, ein Biotech-Roboter. Er wurde darauf trainiert, Bakterienkolonien automatisch zu vereinzeln und konnte den Arbeitsprozess erheblich beschleunigen. Transparenz und Zusammenarbeit prägen den IGEM-Wettbewerb - die Ergebnisse stehen der weltweiten Forschergemeinde offen zur Verfügung. Genauso wichtig ist es den Wettbewerbsträgern, dass Fragen zur Sicherheit und Ethik der Synthetischen Biologie diskutiert bzw. der Dialog mit der Öffentlichkeit geführt wird.
"Sicher, es ist eine Menge Arbeit, aber es geht um mehr als das", beschreibt Vinca Seiler, Koordinatorin des Teams. "Es ist einfach toll, mit so vielen Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammenzuarbeiten, die sich alle für dasselbe Projekt interessieren. Neben den Labortechniken bekommt man tiefe Einblicke in die Funktionsweise der Forschung, von der Beschaffung von Labormaterial und Sponsoringgeldern bis hin zur Kommunikation der Ergebnisse."
Dann auf zum Endspurt, iGEM Team 2019! Und viel Erfolg beim Giant Jamboree im November!