Kleine Bausteine, großes Potenzial
Neuer DFG-Graduiertenkolleg „Microbial Nucleotide Metabolism (MiNu)“ in Marburg widmet sich dem Stoffwechsel der Nukleotide
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet mit einer Gesamtsumme von 6,1 Mio. Euro ein neues Graduiertenkolleg (GRK) am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie und der Philipps-Universität Marburg ein. Das Graduiertenkolleg dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und erforscht den Stoffwechsel der Nukleotide als zentrale und vielseitige Bausteine des Lebens.
Nukleotide spielen in allen Bereiche des Lebens eine zentrale Rolle, beispielsweise als Energieträger, Regulatoren zellulärer Prozesse, sowie Informationsspeicher in Form von DNA oder RNA.Sie codieren also nicht nur die Baupläne des Lebens, sondern steuern viele zelluläre Abläufe, zum Beispiel im Rahmen viraler Infektionen. Somit kann ihre genaue Erforschung in Zukunft dazu beitragen, innovative Ansätze für neue Arten der Krankheitsbehandlung zu schaffen, wie sie bereits mit RNA-basierten Impfstoffen zur Anwendung kamen.
Initiiert wurde das Graduiertenkolleg „Microbial Nucleotide Metabolism (MiNu)“ von Biochemiker Prof. Dr. Peter Graumann vom FB Chemie der Philipps-Universität Marburg. Er umspannt die Bereiche Genetik, Strukturbiologie, Biochemie, Mikrobiologie, Bioinformatik und synthetische/chemische Biologie. Dr. Katharina Höfer, Leiterin der Max-Planck-Forschergruppe „Bacterial Epitranscriptomics“ am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, ist neben Max-Planck-Fellow Prof. Gert Bange Mit-Antragstellerin und dazu CO-Sprecherin des GRK.
Katharina Höfer möchte im Rahmen des Graduiertenkollegs den Einfluss von Nukleotiden auf die Stabilität der RNA in Bakterien untersuchen. Ihr Ziel ist, dass die so gewonnenen Erkenntnisse langfristig auch im Bereich der Impfstoffentwicklung Anwendung finden. „Nukleotide haben bereits jetzt einen wichtigen Stellenwert in der Entwicklung von neuen Medikamenten,“ sagt Katharina Höfer „Im Graduiertenkolleg haben wir das Ziel, Nukleotide biochemisch zu charakterisieren und junge Forschende auszubilden, welche basierend auf diesem Wissen die Medikamente von Morgen entwickeln können.“
Gert Bange ergänzt: „Ähnlich uns Menschen haben auch Bakterien Mechanismen entwickelt, um Stress zu regulieren. Nukleotide nehmen hierbei eine wichtige Funktion ein, weil sie als molekulare Schalter Prozesse in der Zelle regulieren. Die Mechanismen der Biosynthese dieser Nukleotid-Schalter sind bisher kaum verstanden. Hier setzt unsere Forschung an: Wir wollen verstehen, wie Nukleotide im Bakterium hergestellt werden, und wie diese als molekulare Schalter unter Stressbedingungen bakterielle Prozesse regulieren können.“
Graduiertenkollegs dienen der Förderung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms. Ziel ist es, die Promovierenden intensiv in ihrer wissenschaftlichen Karriere zu begleiten und gleichzeitig die frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen. Die Promovierenden werden von einem hochqualifizierten Team aus erfahrenen und international vernetzten Forschenden ausgebildet. Die Laufzeit beträgt maximal neun Jahre.