Maik Wolfram Schauerte erhält doppelte Auszeichnung der Max-Planck-Gesellschaft

25. Juni 2025

Dr. Maik Wolfram Schauerte wurde von der Max-Planck-Gesellschaft für herausragende Leistungen in seiner Dissertation am Max-Planck-Institut (MPI) für terrestrische Mikrobiologie geehrt: Er erhält sowohl die Otto-Hahn-Medaille als auch den Otto-Hahn Award. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) vergab die Preise im Rahmen ihrer Jahresversammlung am 25. Juni in Magdeburg.

Dr. Maik Wolfram Schauerte wurde von der Max-Planck-Gesellschaft für seine herausragenden Leistungen in seiner Dissertation am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie ausgezeichnet. Er erforschte spezifische RNA-Modifikationen während Phageninfektionen und entwickelte neue Protokolle. Schauerte plant, eine eigene Forschungsgruppe zu gründen, um interdisziplinäre Ansätze in der Mikrobiologie zu verfolgen.

Faszinierende Komplexität

Wie können sich Moleküle als kleinste Bausteine in ungeheurer Komplexität zu etwas Lebendigem zusammensetzen? Diese Frage motivierte Maik Wolfram-Schauerte, Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg zu studieren. Schon früh interessierte er sich für die Biochemie von Proteinen und RNA, und auch die Bioinformatik war von Anfang an dabei.

In einem der zahlreichen Forschungspraktika während seines Studiums lernte er Katharina Höfer kennen, die heute LOEWE-Spitzenprofessorin an der Philipps-Universität Marburg ist. Nach seiner Masterarbeit in ihrer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut in Marburg begann er dort seine Promotion, um die Rolle spezifischer RNA-Modifikationen im Verlauf von Phagen-Infektionen zu erforschen.

Bakteriophagen, kurz Phagen, sind Viren, die Bakterien befallen. Sie sind die häufigste biologische Einheit auf der Erde: Man schätzt, dass es mehr als zehnmal so viele Phagen wie Bakterien gibt. Dabei sind Phagen streng genommen gar keine Lebewesen, sie müssen den Stoffwechsel der Bakterien „kapern“, um sich selbst zu vermehren. Wie ihnen das gelingt, will der Forscher im Detail erforschen. „Da fühle ich mich ganz dem Max-Planck-Grundsatz verbunden, dass dem Anwenden das Erkennen vorausgehen muss“, sagt der Forscher.

RNAylierung als molekularer Klebstoff

Eine ganz bestimmte Form der RNA, die so genannte NAD-gekappte RNA, spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie trägt als Anhängsel – eine sog. RNA-Modifikation – ein NAD-Molekül, das vorwiegend als Redox-Kofaktor bekannt ist. Ihre Funktion in Bakterien ist seit ihrer Entdeckung im Jahr 2015 weitgehend unbekannt. Im Rahmen seiner Doktorarbeit in der Arbeitsgruppe von Prof. Höfer konnte Maik zeigen, dass ein Phagen-Enzym durch dieses NAD-Anhängsel RNA und Proteine fest miteinander verbinden kann. Diese Reaktion – die „RNAylierung“ – kann als innovativer „molekularer Klebstoff“ für zahlreiche Forschungs- und Anwendungsaspekte in Zukunft hochinteressant sein.

“Maiks Doktorarbeit ist ein wichtiger Baustein für die zukünftige Forschung in meiner Arbeitsgruppe. Ich sehe in der Entdeckung der RNAylierung nicht nur einen Beitrag zur Grundlagenforschung, sondern auch das Potenzial, von der Natur designte Prozesse in neue therapeutische Anwendungen zu überführen“, sagt Prof. Katharina Höfer über die herausragende Forschungsleistung des Ausgezeichneten.

Da die Funktionen der NAD-RNA in Phagen noch kaum erforscht sind, hat Maik Wolfram-Schauerte während seiner Doktorarbeit am MPI in Marburg einige Protokolle von Grund auf neu entwickelt. Die Arbeit hat sich gelohnt: Die Ergebnisse seiner Doktorarbeit ergänzen das Lehrbuchwissen über die Funktionen der RNA(-Modifikationen) und ihre Bedeutung in Phagen-Infektionen.

Das zweite wichtige Ereignis in seiner Zeit am MPI Marburg war die Geburt seiner Tochter. „Die Kombination von Familie und Forscherleben ist herausfordernd, aber auch sehr inspirierend, wenn es darum geht, effizient zu arbeiten“, sagt der Preisträger. Seine Frau ist ebenfalls in der Forschung tätig. „Es ist eine große Chance, wenn sich beide Partner unterstützen und sich gegenseitig Raum für ihre wissenschaftliche Karriere geben“, sagt Maik Wolfram-Schauerte.  

Während seiner Promotion wurde Maik Wolfram-Schauerte durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes und das SPP2330 der DFG gefördert. Ebenso war er teil der IMPRS µLife, die es ihm ermöglichte ein Netzwerk aufzubauen und wertvolle Einblicke in verschiedene Forschungsbereiche der Mikrobiologie zu bekommen. Sein Netzwerk konnte er durch ein Add-On Fellowship für Interdisziplinäre Lebenswissenschaften der Joachim Herz Stiftung zusätzlich ausbauen. Im Mai wurde er bereits für seine exzellente Promotion mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis 2025 der Studienstiftung ausgezeichnet.

Ein Atlas der Phageninfektion

Mit dem Otto-Hahn Award kann er eine eigene Forschungsgruppe an einem MPI seiner Wahl aufbauen. Dazu möchte er Methoden der Biochemie, Mikrobiologie und Bioinformatik kombinieren und damit an seine interdisziplinäre Forschung an Bakteriophagen aus der Promotion anknüpfen.

„Der Plan ist es, die einzelnen Schritte und Prozesse der Phagen-Infektion bioinformatisch in einem Atlas abzubilden, sodass alle Forschenden interdisziplinär zusammenarbeiten können. Auf diese Weise lassen sich einerseits vielleicht neue Therapieansätze gegen bakterielle Infektionen ableiten. Andererseits könnte man sehen, wie einzelne Teile dieses komplexen Prozesses gezielt für bestimmte biotechnologische oder therapeutische Anwendungen eingesetzt werden können“, erklärt der Forscher. In diesem Bereich konnte er in seinem aktuellen Postdoc an der Universität Tübingen bereits weitere wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Otto-Hahn-Preis ermöglicht es Maik Wolfram-Schauerte, diesen und anderen Fragen langfristig nachzugehen.

Seit 1978 zeichnet die MPG jährlich Nachwuchsforschende für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen und herausragende Promotionen mit der Otto-Hahn-Medaille aus. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert. An besonders herausragende Preisträger*innen vergibt die MPG zusätzlich den Otto-Hahn Award. Er eröffnet besonders herausragenden Preisträgerinnen und Preisträgern der Otto-Hahn-Medaille die Möglichkeit, im Anschluss an einen Auslandsaufenthalt die Leitung einer kleinen Forschungsgruppe zu übernehmen. In einem Max-Planck-Institut Ihrer Wahl können sie ein eigenes Forschungsprojekt durchführen. Die Auszeichnung soll den Weg für eine längerfristige Wissenschaftskarriere in Deutschland ebnen.

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