Neue Forschungsgruppe beginnt ihre Arbeit am Zukunftszentrum Mikrokosmos Erde

Dr. Julia Kurth startet ab dem 01. September 2022 ihre Arbeitsgruppe „Mikrobielle Physiologie“ am neuen Zentrum.

2. September 2022

Ein Schwerpunkt in Julia Kurths Forschung bildet die mikrobielle Entstehung von Methan, dem zweitwichtigsten Treibhausgas der Erde. Eines ihrer Ziele ist es, herauszufinden, welchen Einfluss die Methanbildung aus Abbauprodukten von Holzbestandteilen auf die Umwelt und den Klimawandel hat.

Kurz vor der offiziellen Eröffnung des Zukunftszentrums begrüßen die Kooperationspartner Max-Planck-Institut und Philipps-Universität Marburg ihre zweite Forschungsgruppenleiterin am Zukunftszentrum Mikrokosmos Erde/Microcosm Earth Center (MEC).
 
Julia Kurth erforscht unter anderem den Stoffwechsel der Archaeen, einzelligen Mikroorganismen, die sogar zum Teil in extremen Umgebungen wie hydrothermalen Schloten oder heißen Quellen gedeihen können.
Dabei interessiert sie sich vor allem für die Bildung von Methan, dem zweitwichtigsten Treibhausgas der Erde. Ungefähr 70 Prozent des weltweit entstehenden Methans (CH4) sind auf die Aktivität von Methan-produzierenden Mikroorganismen, sogenannten methanogenen Archaeen, zurückzuführen.

Bisher war bekannt, dass Methan mikrobiell hauptsächlich auf drei Weisen entstehen kann: unter Verwendung von Wasserstoff und Kohlendioxid, durch die Spaltung kleiner methanhaltiger Verbindungen in Methan und Kohlendioxid, und aus der Spaltung von Essigsäure.

Julia Kurth entdeckte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen, wie das Archaeon Methermicoccus shengliensis, das bei einer Optimaltemperatur von 65 °C lebt, auf andere Weise Methan erzeugt: nämlich unter Verwendung sogenannter aromatischer Verbindungen. Das Besondere ist, dass diese Verbindungen aus dem Holzbaustein Lignin stammen und somit in großen Mengen auf der Erde vorkommen. Die so durch Archaeen verursachte Methanbildung aus Holzbestandteilen könnte einen bislang unterschätzten Einfluss auf die globalen Methan- und Kohlenstoffkreisläufe haben.

Julia Kurth erklärt: „In letzter Zeit werden durch genetische Analysen von Umweltproben immer mehr neue Archaeen entdeckt, für die es allerdings nur in den wenigsten Fällen kultivierbare Vertreter oder physiologische Studien gibt. Generell wissen wir bei vielen Archaeen noch nicht, wie deren Stoffwechsel genau funktioniert. Mit meiner zukünftigen Arbeitsgruppe möchte ich das Wissen über diese bedeutsamen Mikroorganismen erweitern, ihren Stoffwechsel verstehen und ihre globale Bedeutung aufklären. Eines meiner Ziele ist es zum Beispiel, herauszufinden, welchen Einfluss die Methanbildung aus aromatischen Verbindungen auf die Umwelt und den Klimawandel hat.“

Victor Sourjik, Direktor am MPI und Lenkungsratsmitglied des MCE, sagt: „Die Forschung zu methanbildenden Mikroben war bereits bei Gründung des Max-Planck-Instituts ein wichtiger Forschungsschwerpunkt. Vor diesem Hintergrund ist es besonders erfreulich, eine weitere exzellente Wissenschaftlerin am Zukunftszentrum zu haben, die dieses Thema auf höchstem Niveau erforscht.“

Julia Kurth hat an der Universität Bonn im Fach Biologie promoviert und über den bakteriellen Schwefelstoffwechsel geforscht. Im Anschluss arbeitete sie als Post-Doktorandin an der Universität in Nijmegen sowie in Wageningen in den Niederlanden. Für ihre Arbeit wurde sie im April 2022 mit dem renommierten niederländischen KNVM VanLeeuwenhoek-Preis ausgezeichnet.
Prof. Gert Bange, Vizepräsident der Universität Marburg, sagt: „Ich freue mich, dass wir mit Julia Kurth eine weitere exzellente Wissenschaftlerin gewinnen konnten, die unser gemeinsames Zukunftszentrum mit ihrer spannenden Forschung verstärken wird.“

Ab sofort sind in Julia Kurths Arbeitsgruppe zwei Doktorandenstellen zu besetzen. Stellenausschreibungen werden in Kürze erfolgen - interessierte Kandidatinnen und Kandidaten sind bereits jetzt dazu eingeladen, Kontakt aufzunehmen.

 

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