Fledermäuse willkommen
Der NABU Hessen zeichnet das MPI für terrestrische Mikrobiologie in Marburg für Naturschutzmaßnahmen aus
Beim Umbau des ehemaligen Gewächshauses zu Laborräumen wurden in vorbildlicher Weise fledermausfreundliche Elemente eingebaut. Dafür hat der NABU Hessen dem Marburger Max-Planck-Institut die Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus" verliehen.
Die Auszeichnung fand am Montag, den 25. September im Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie auf den Lahnbergen statt.
„Der NABU freut sich außerordentlich, dass beim Umbau des Gewächshauses die Untere Naturschutzbehörde, das Architektenbüro und das Max-Planck-Institut Hand in Hand an einem Gewinn für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich gearbeitet und mit so viel Sachverstand Rückzugsräume für Insekten und Fledermäuse integriert haben. Öffentliche und gewerbliche Gebäude, wie dieses Institut sind großartige Objekte für den Fledermausschutz, die auch hervorragend Menschen auf die Wohnungsnot der Fledermäuse aufmerksam machen können“, würdigte der Naturschutzreferent des NABU Hessen, Mark Harthun, die baulichen Maßnahmen.
Möglich wurde die Maßnahme durch den Umbau der ehemaligen Gewächshäuser des Instituts zu Laborräumen, in denen künftig die Abteilung von Prof. Helge Bode untergebracht sein wird.
In enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem baubegleitenden Architekturbüro wurden an dem betreffenden Gebäude Fledermausquartiere mit dahinter liegenden Unterputzkästen in die Fassade integriert und damit ein wichtiger Beitrag zum Überleben der gefährdeten Fledermäuse geleistet.
„Wir freuen uns, dass in unseren Gebäudeteil nicht nur Forschende, sondern auch Fledermäuse und Wildbienen einziehen werden,“ sagte Prof. Dr. Helge Bode, Direktor am MPI. Er bedankte sich bei allen Beteiligten für den reibungslosen Umbau des Gewächshauses, der es ermöglicht habe, Laborräume zu schaffen, ohne weiteren Boden versiegeln zu müssen.
Dr. Katharina Höfer, Leiterin des MPI „Green Team“, stellte verschiedene Projekte der Nachhaltigkeitsgruppe vor, mit denen das Institut seine Forschung klimaschonender und nachhaltiger gestalten möchte. Insbesondere im Hinblick auf Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität im unmittelbaren Umfeld des Instituts lobte sie die Zusammenarbeit mit Baukoordinatorin Janina Klein und der Bauabteilung der MPG. „Sie hat bei der Neugestaltung der Forschungsgebäude nicht nur einen Blick für die Wissenschaft, sondern auch auf Biodiversität und den Klimaschutz,“ sagte Höfer.
Hintergrund
Mit der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ zeichnet der Naturschutzbund Deutschland private und öffentliche Hausbesitzer aus, die an ihren Gebäuden Quartiere für Fledermäuse schaffen oder bestehende fördern. Leider stehen den Fledermäusen immer weniger natürliche Quartiere wie Baumhöhlen zur Verfügung. Die meisten der in Hessen vorkommenden Fledermausarten sind sogar Gebäudebewohner und finden durch Sanierungen und Dämmmaßnahmen immer weniger geeignete Quartiere. Sie sind daher auf Quartiere im menschlichen Umfeld angewiesen.
Der NABU hofft, dass das Engagement des MPI viele Nachahmer im gewerblichen und öffentlichen Bereich der Großstädte findet.
„Unternehmen und öffentliche Einrichtungen oder Kirchen, die Fledermäusen einen Lebensraum bieten, stellen schnell fest, dass sich für diese faszinierenden und bedrohten Tiere mit kleinen Mitteln unheimlich viel erreichen lässt. Gleichzeitig sind Fledermäuse genügsame und unkomplizierte Untermieter. Ein Engagement für diese sympathischen Tiere kann schnell einen echten Imagegewinn für jede Einrichtung darstellen“, sagt Petra Gatz, Projektleiterin „Fledermausfreundliches Haus“ beim NABU Hessen.
Wer wie das MPI gleichzeitig eine insektenfreundliche Dachbegrünung und Nisthilfen auf seinem Gelände anbringt, sorgt dafür, dass die Fledermäuse neben attraktiven Wohnungen auch einen reich gedeckten Tisch vorfinden.
Aktion „Fledermausfreundliches Haus“
Der NABU zeichnet nicht nur fledermausfreundliche Häuser aus, er berät auch interessierte Hausbesitzer bei Renovierungen und Hilfsmaßnahmen für die wendigen Nachtjäger. Denn die Unterstützung der nächtlichen Flatterer trägt immens zum Schutz dieser faszinierenden aber leider bedrohten Tiergruppe bei. Das hat man auch beim Kooperationspartner der Aktion, dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) erkannt, wo die Aktion von Anfang an große Unterstützung fand. „Fledermäuse sind sehr angenehme Untermieter, machen keinen Lärm und richten keine Schäden an der Bausubstanz an. Lediglich kleine Hinterlassenschaften verraten ihre Anwesenheit am Haus. Diese gelten jedoch als hervorragender Pflanzendünger“, so Gatz.
Fledermäuse bringen Hausbesitzern auch einige Vorteile. So vertilgen sie z.B. bis zu 4.000 Mücken pro Nacht und zeigen, wo das Lebensumfeld noch intakt ist. Das Anbringen von Fledermausquartieren ist auch bei Renovierungs-Arbeiten an Häusern problemlos durchführbar. Zudem gibt es inzwischen eine Vielzahl von Modulen und Einbausteinen, die unter Putz in die Fassaden integriert werden können und optisch nicht auffallen. Nur wenige Maßnahmen reichen schon aus, um dem faszinierenden Flugsäuger zu helfen.
Bei der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ zeichnet der Naturschutzverband private und öffentliche Hausbesitzer aus, die an ihren Gebäuden Quartiere für Fledermäuse einrichten, oder bestehende fördern. Leider stehen Fledermäusen inzwischen immer weniger natürliche Verstecke wie Baumhöhlen zur Verfügung. Die Mehrzahl der in Hessen vorkommenden Fledermausarten ist sogar gebäudebewohnend und findet aufgrund von Sanierungen und Dämmmaßnahmen immer weniger geeignete Quartiere. Daher sind sie auf Quartiere im menschlichen Umfeld angewiesen. In Hessen gibt es schon über 1.380 fledermausfreundliche Häuser, darunter das Marburger Schloss, die Jugendburg Hessenstein, das Stadthaus Lorsch, das Schlosshotel Wolfsbrunnen, die Kasseler Werkstatt und die Zehntscheune Züschen.
Quelle: Pressemeldung der Aktion "Fledermausfreundliches Haus", Kathrin Kaltwaßer/NABU Hessen