Synthetische Biologie – Konstruieren mit den Bausteinen des Lebens
Dompteure der Mikroorganismen

17. Februar 2017
Doktoranden des Max-Planck-Institutes in Marburg aus der Arbeitsgruppe von Direktor Prof. Victor Sourjik haben am vergangenen Samstag den 04.02.17 einen Vortrag über Synthetische Biologie am Chemikum in Marburg gehalten.

Das Chemikum ist eine MINT-Bildungseinrichtung (Mathematik – Informatik – Naturwissenschaften – Technik) mit dem Schwerpunkt Chemie. Neben einem Mitmachlabor werden regelmäßig Experimentalvorträge organisiert, bei denen Experten verschiedener MINT-Fachrichtungen vortragen. Diese richten sich an interessierte Bürger und sind auch für Kinder geeignet.

Die Welt der Mikroorganismen bleibt den meisten Menschen verborgen, da diese Lebewesen so klein sind, dass man diese mit dem bloßen Auge nicht sehen kann. Die Doktoranden Anne Löchner, Nicolas Krink und Max Mundt vom Max-Planck-Institut und dem Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO) haben diese unsichtbare Welt den interessierten Besuchern nähergebracht. Mit vielen Bildern sowie Kuscheltieren in Mikrobenform haben die drei Doktoranden Mikroorganismen lebendig nähergebracht. Spannend war auch, zu erleben, wie einige Mikroorganismen riechen, dazu gab es Riechproben von der Bäckerhefe und dem Bakterium Escherichia coli. Dass Bakterien tolle Eigenschaften haben, konnte unter anderem mit einem Experiment gezeigt werden, bei dem Bakterien einen zugesetzten chemischen Stoff in blaue Farbe umwandelten. Um zu verstehen, wie Mikroorganismen ihre Fähigkeiten nutzen, wurde der Aufbau der Zelle anschaulich erklärt. Ins Besondere die DNA, die die Erbinformation aller Lebewesen beinhaltet, spielt hierbei eine Rolle. Um diese sichtbar zu machen, wurde vor den Augen der Zuhörer DNA aus einem Smoothie extrahiert und sichtbar gemacht.

Die Biologie steht wie die Chemie vor ungefähr hundert Jahre vor dem Übergang von einer analytischen zu einer synthetisierenden Wissenschaft. Schon heute ist es möglich Eigenschaften von Zellen auf andere Zellen zu übertragen. Dies wurde währen der Vorlesung anhand der Karotte veranschaulicht. Karotten produzieren ß-Carotin, eine wichtige Vorstufe von Vitamin A. Besonders in armen asiatischen Ländern leiden Kinder an einem Vitamin A-Mangel, was zu Blindheit führen kann. Die für die Produktion von ß-Carotin verantwortlichen Gene können auch in Bakterien übertragen werden, sodass diese ß-Carotin produzieren. Anne, Nico und Max haben solche Bakterien mitgebracht, die wie Karotten orange gefärbt sind. Mit Hilfe dieses Beispiels, sowie mit leuchten und anderen farbigen Bakterien haben Sie den Zuhörern die Fachgebiete Gentechnik, Biotechnologie und Synthetischen Biologie anschaulich beigebracht. Auch haben sie Beispiele vorgetragen, wie in Zukunft Bakterien bei der Krankheitsdiagnose helfen und leuchtende Pflanzen als Nachttischlampe verwendet werden könnten.

Das Publikum war sehr begeistert von der Vorlesung, besonders die Kinder hatten große Freude, da die Thematik sehr anschaulich und interaktiv vermittelt wurde. In einer anschließenden Fragerunde zeigten die knapp 80 Besucher großes Interesse und es wurde noch viele weitergehende Fragen gestellt.

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