Dr. Tobias Erb ist neuer Direktor der Abteilung für Synthetische Biochemie am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marbug
Das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid steht im Mittelpunkt der Forschung von Dr. Tobias Erb. Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Kohlendioxid-umwandelnden Mikroorganismen und ihren Einfluss auf den globalen Kohlenstoffkreislauf und die Atmosphäre. Tobias Erb interessiert sich dabei besonders für die Stoffwechselwege und Biokatalysatoren in Bakterien, die Kohlendioxid binden und umwandeln. Dieses Wissen wendet das Team um Dr. Erb anschließend im Labor an, um Designer-Stoffwechselwege zur effizienten Kohlendioxid-Umwandlung zu realisieren.
Die Umwandlung von Kohlendioxid aus der Luft in organische Kohlenstoffverbindungen bildet die Grundlage unserer Nahrungskette, unserer Energieversorgung und unserer modernen chemischen Industrie. Die Fotosynthese ist der bekannteste Prozess zur Kohlenstoffdioxid Umwandlung. „In unserem Labor sind wir bisher unbekannten Kohlendioxid-umwandelnden Mechanismen in Mikroorganismen auf der Spur“, erzählt Erb. „Wir wollen verstehen, wie diese neuen Stoffwechselprozesse im Laufe der Evolution entstanden, wie sie funktionieren, und wie wir sie zukünftig einsetzen können, um Kohlendioxid als nachhaltigen Rohstoff zu gewinnen“.
Ein Beispiel ist ein Kohlendioxid-umwandelndes Enzym aus Alphaproteobakterien, das in der Gruppe von Tobias Erb untersucht wird und das bis zu zwanzigmal schneller Kohlendioxid aus der Luft bindet, als das entsprechende Enzym aus Pflanzen. In einer aufsehenerregenden Arbeit, die soeben in der Fachzeitschrift Science erschien, gelang es dem Team um Tobias Erb auf Basis dieses „Turbo-Enzyms“ einen künstlichen Stoffwechselweg zur Kohlendioxid-Umwandlung zu entwerfen und diesen im Reagenzglas zusammenzusetzen. Ein Meilenstein auf dem Weg zur künstlichen Fotosynthese. Damit leistet Tobias Erb Pionierarbeit auf dem Gebiet der synthetischen Biologie, mit deren Hilfe Wissenschaftler für den Menschen nützliche Mikroorganismen und minimale Zellen konstruieren wollen.
Die synthetische Biologie ist ein aktuelles Thema in Marburg aber auch innerhalb der Max Planck Gesellschaft. Im neu eingerichteten MaxSynBio-Netzwerk der Max-Planck-Gesellschaft werden die Möglichkeiten der synthetischen Biologie intensiv erforscht. Dem MaxSynBio-Netzwerk gehört nun auch Tobias Erb an. „Mit der synthetischen Biologie tut sich ein neues, spannendes Feld auf, mit dessen Hilfe wir zum ersten Mal am Reißbrett neue Lösungen entwerfen können“, so Erb. „Ich freue mich darauf, in Zukunft meine Forschungen zur synthetischen Mikrobiologie in Marburg und innerhalb des Max-Planck- Gesellschaft vorantreiben zu können.“
Tobias Erb studierte Chemie und Biologie und fertigte seine Doktorarbeit an der Universität Freiburg und an der Ohio State University (USA) an. Nach einer Postdoktorandenzeit an der University of Illinois (USA), leitete er von 2011-2014 eine Juniorgruppe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Anschließend wechselte er nach Marburg, wo er bis zu seiner Berufung als unabhängiger Max Planck Gruppenleiter seine Forschung fortsetzte. Für seine Arbeiten wurde Erb mehrfach ausgezeichnet. Tobias Erb erhielt unter anderem die Forschungspreise der schweizerischen und deutschen Mikrobiologischen Vereinigungen und wurde mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet. 2015 wurde Erb als einer der zwölf herausragenden Nachwuchswissenschaftler durch die American Chemical Society benannt. Letztes Jahr erhielt Tobias Erb den Heinz-Maier-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Mit der Berufung von Tobias Erb wird die langjährige Tradition der Forschungen zur Umwandlung von klima-relevanten Treibhausgasen durch Mikroorganismen am Marburger MPI in eine neue Richtung weiterentwickelt. Seine zukunftsweisenden synthetisch-biologischen Forschungsansätze ergänzen und stärken den Standort Marburg mit seinem mikrobiologischen Schwerpunkt und dem renommierten Zentrum für synthetische Mikrobiologie.
Die geschäftsführende Direktorin des MPI, Lotte Sogaard-Andersen, freut sich über die Berufung: „Ein mikrobiologisches Institut ohne starke Grundlage in mikrobieller Biochemie und Physiologie ist undenkbar. Mit der erfolgreichen Berufung von Tobias Erb haben wir die Zukunft in mikrobieller Stoffwechselforschung gesichert. Gleichzeitig gehen wir mit dieser Berufung aber über die klassische Stoffwechselforschung hinaus. Mit seinen Forschungsarbeiten zum künstlichen Stoffwechsel schlägt Tobias Erb eine Brücke zur synthetischen Ausrichtung des Instituts. Tobias ist einfach ein großer Gewinn für den Standort Marburg und die Max-Planck-Gesellschaft“.